#3 Berater


Ich komme immer wieder ins Stottern, wenn mich jemand fragt, was ich beruflich mache. Ich bin Trainer und Dozent für QM-Systeme nach ISO 9001 & 13485, Arbeitssicherheit und Produktkonformität. Naheliegend ist, dass ich dieses Wissen auch als Berater anbiete. Ich habe ein Problem damit mich Berater zu nennen. Darum wähle ich lieber den Begriff des Vertrauten.

Berater werden doch nur Menschen, die keine Lust haben sich die Hände schmutzig zu machen. So zumindest sagt es der Volksmund. Politiker werden Berater. Manche Politiker haben sich und Ihre Werte in ihrer Amtszeit verraten. Nach ihrer Amtszeit „raten“ sie weiter und nennen sich Berater. Berater gibt es auch in Banken. Bankberater sind für mich Verkäufer. Sie müssen eine Anzahl von Produkten verkaufen, um die Vorgaben der Bank zu erfüllen. Oder würdest du den Verkäufer bei Mc Donalds Ernährungsberater nennen? Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Ich habe mir gerne die Hände schmutzig gemacht. An manchen Tagen wäre ich dankbar wieder in der Werkstatt zu stehen und etwas physisches herzustellen.

Zum Vertrauten, um bei meiner Wortwahl zu bleiben wurde ich aus unterschiedlichen Gründen. Offenbar habe ich eine Gabe anderen Menschen Rat und Impulse zu geben. Das habe ich bereits in meiner Zeit als Personal Trainer festgestellt. Aus diesem Hintergrund wurde ich dann Dozent an verschiedene Hochschule wie z.B. die IHK. Die Leiterin der IHK fragte mich, warum ich mein Wissen als Berater nicht weitergeben möchte? Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Jedoch hatte ich bis dato vor dieser Aufgabe zu viel Respekt. Die Leiterin der IHK formulierte es so. „Wissen Sie, Herr Eisenmann es gibt viele Berater. Aber es gibt zu wenig Gute!“

Dieser Satz ging mir lange Zeit nach. Ich hatte viele Berater gesehen. Viele davon waren meiner Meinung nach ihr Geld nicht wert. Ich glaubte, dass ich bessere Ideen und Lösungen für den Kunden gehabt hätte. Doch wie die „PS“ auf die Straße bringen? Selbst TUN! Ich werde mir selbst den Gegenbeweis liefern! Gesagt, getan JEConrol gegründet.

Ich musste mit meinem Auto in die Werkstatt. Die Werkstatt und das Gebäude waren neu gebaut. Als ich meinen Autoschlüssel abgegeben hatte, gab ich dem Geschäftsführer der Autowerkstatt meine Visitenkarte. Er schaute sich meine Visitenkarte ungewöhnlich lange an. Er fragte mich „Sind Sie auch BAFA Berater?“. Ich sagte, „Ja warum?“. Der Geschäftsführer und seine Frau erzählten mir, dass sie einen Energieberater bei der Planung und dem Bau der Gebäude hatten. Der Energieberater sollte Fördermittel für die Heizungsanlage beantragen. Das hatte der Berater nicht getan mit der Begründung, dass ihm das Projekt zu groß war.

In diesem Zusammenhang muss man verstehen, dass es wichtig ist VOR dem Projekt die Anträge für eine Förderung zu stellen. Das die Anträge genehmigt werden und dann die Förderung ausbezahlt wird, ist zwar auch nicht sicher. Im Nachhinein ist das i.d.R. nicht mehr möglich. Die neue Heizung hatte 35.000 Euro gekostet. Der Zuschuss für die neue Heizungsanlage hätte 10.000 Euro sein können. Ich glaube, dass dieser Betrag einem jungen Unternehmen gutgetan hätte. Förderungen von Energiesparmaßnahmen ist nicht mein Fachgebiet. Meine Kunden können Fördermittel beantragen, wenn sie ein Qualitätsmanagement einführen möchten.

Ich glaube, dass wir in Deutschland das Wort Dienstleistung immer noch nicht verstanden haben. Das Wort Dienstleistung besteht aus den Wörtern dienen und leisten. Wir müssen jedem Kunden individuell dienen und leisten. Hinter jedem Kunden steht ein Mensch mit Bedürfnissen. Um Bedürfnisse zu bedienen, bedarf es vertrauen. Das Vertrauen zwischen Menschen und Vertrauter oder auch zwischen Menschen und Marke bei der Kaufentscheidung steht dann im Mittelpunkt.

 

 

Jens Eisenmann
Gründer/Inhaber und Geschäftsführer von JEControl

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