#2 Qualitätssicherungsvereinbarung (QSV) vs. Ehevertrag
Ein Kunde von mir rief mich an. Er war sehr aufgeregt und wollte meinen Rat und meine Meinung zu einem Geschäftsvorfall. „Herr Eisenmann, stellen Sie sich vor, jetzt habe ich mit einem meiner wichtigsten Lieferanten eine QSV abgeschlossen. Trotz dem Vertrag haben wir mehr Probleme mit diesem Lieferanten, als wir keinen einen Vertrag hatten. Ich könnte ausflippen!“
In dieser Situation konnte ich Ihm nur zuhören. Denn das Kind war schon in den Brunnen gefallen. Die Nichtqualität die sein Lieferant ihm lieferte und die in seinem Unternehmen nicht aufgefallen war, zogen sich bis zu seinem Kunden und deren Kunden. Innerlich lief bei Ihm ein Film ab. Ein Horrorfilm, wenn er an die Konsequenzen dachte die auf Ihn und sein Unternehmen zu kommen werden.
Nachbesserungen, Rückrufaktionen und Imageverlust seines Unternehmens, um ein paar Schlagwörter zu nennen. Dabei hatten er und seine Mitarbeiter vieles unternommen, um genau das zu verhindern. Sie hatten Prüfpläne mit ihm abgestimmt. Sie hatten den Lieferanten auditiert und bewertet. Sie hatten mit dem Lieferanten eine Qualitätssicherungsvereinbarung kurz QSV abgeschlossen. Als letztes Mittel damit sich etwas ändert. Eine QSV sollte alle Punkte regeln, die notwendig sind, um Risiken zu vermeiden, die durch mängelbehaftete Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse außerhalb des Unternehmens entstehen können. Das Ergebnis dieser Maßnahmen war ernüchternd! Ich hatte Mitleid mit dem Unternehmer. In seiner Haut wollte ich jetzt nicht stecken.
Ich wollte Ihm helfen, jedoch hatte ich in dieser Situation keine Lösung für ihn parat. In einer solcher Situation hilft meistens Galgenhumor. Darum fragte ich Ihn, ob er verheiratet ist und mit seiner Frau einen Ehevertag hat. Völlig aus dem Kontext gerissen antwortete er „Ja! Warum?“. Ich fragte weiter. „Ärgern Sie sich manchmal über Ihre Frau? und ärgert sich Ihre Frau manchmal über Sie?“ wieder kam ein
„Ja Warum?“ Ich glaube es macht keinen großen Unterschied, ob Sie mit Ihrer Frau einen Vertrag oder mit Ihrem Lieferanten einen Vertrag haben. Bei beiden Verträgen haben Sie Ärger und Frust. Bei beiden Verträgen kostet Sie das viel Geld.
Das hat sein Problem nicht gelöst aber vielleicht die Sichtweise und den Stellenwert die Verträge haben. Ich glaube Verträge sind die leise Hoffnung, dass unser Gegenüber immer das tut was darinsteht, ohne ihm zu sagen was wir von ihm gerne hätten bzw. erwarten. Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare. Ein Zitat das ich in diesem Zusammenhang liebe.
Ich glaube, dass wir Deutschen Weltmeister in der Bürokratie sind. Wir schließen so viele Versicherungen, ab die wir vermutlich nie brauchen werden. Heutzutage muss alles schriftlich abgesichert sein. In Zeiten der Digitalisierung empfangen wir Dokumente per E-Mail um sie dann auszudrucken, zu unterschrieben, einscannen und dann wieder per E-Mail versenden.
Ist das Digitalisierung? Was haben die Menschen früher gemacht als es noch keine Anwälte und Gerichte gab? Was passierte damals als man mangelhafte Produkte oder Dienstleistungen erbracht hatte?
Vor ca. 4.000 Jahren gab es den Codex Hammurabi. Darin steht u.a. „Wenn ein Baumeister ein Haus baut und macht seine Konstruktion nicht stark, sodass es einstürzt und verursacht den Tod des Bauherrn, dieser Baumeister soll getötet werden. Wenn der Einsturz den Tod eines Sohnes des Bauherrn verursacht, so sollen Sie einen Sohn des Baumeisters töten.“
Vor über 4.000 Jahren waren das barbarischen Methoden, die heute nicht mehr angewendet werden.
Ich glaube Qualität kann man nicht erzwingen! Vor 4.000 Jahren brauchte man auch keine QVS oder einen Ehevertrag. Ein Handschlag, ein Versprechen oder einen tiefen Blick in die Augen seines Gegenübers genügten. Man konnte auf den Menschen und seine Arbeit Vertrauen.
Und das ohne Verträge!
Herzlichst, Jens Eisenmann
Gründer/Inhaber und Geschäftsführer von JEControl
#ehevertrag #qualität #jecontrol